28.05. – 15.06.2023
Jetzt erreichten wir die Gaspé Halbinsel in der Provinz Québec. Hier überraschte uns der Stellplatz mit so guter Internetabdeckung, dass wir endlich den ersten Bericht fertigstellen konnten. Mit dem guten Gefühl, mal wieder was von uns hören gelassen zu haben, fuhren wir weiter Richtung Forillon National Park. Das Naturschutzgebiet umfasst einen Teil der nördlichen Ausläufer der Gebirgskette der Appalachen und bot uns genug interessante Wanderpfade für einen Tag. Der Höhepunkt war dabei die Begegnung mit einem Elchbullen. Offensichtlich störte ihn unsere Anwesenheit absolut nicht und er blieb gemütlich liegen. So konnten wir ihn in Ruhe beobachteten und dann langsam vorbei liefen.
Auf dem Weg weiter gen Westen, hatte uns die Nordküste der Gaspésie noch Weiteres zu bieten. Neben zahlreichen Leuchttürmen vor allem jedoch den Parc national du Bic. Unseren Startzeitpunkt zu einer Küstenwanderung verschoben wir allerdings auf den frühen Abend. Nicht nur weil 32°C vorhergesagt waren, sondern auch aufgrund der Gezeiten im St.-Lorenz-Strom und des dadurch sonst unpassierbaren Weges. Die „Kletterei“ über das gezackte und deswegen auch scharfkantige Gestein war der perfekte Tagesabschluss. Außergewöhnliches passierte aber auch schon am Nachmittag auf dem Campingplatz, denn ein Lokalsender interviewte uns bezüglich unserer Reise in der Provinz.
Als nächstes schauten wir uns das historische Zentrum der Stadt Québec an. Von der Unterstadt liefen wir in die Oberstadt und anschließend über die Parc des Champs-de-Bataille. Die heutige Parkanlage (früher Felder außerhalb der Stadtmauer) war 1759 Schauplatz der entscheidenden Schlacht zwischen Briten und Franzosen um die Vorherrschaft in Kanada. Die siegreichen Briten errichteten hier später auch mehrere Martello Towers. Hierbei handelt es sich um kreisrunde Wehrtürme, eine typisch britische Verteidigungsanlage des 19. Jahrhunderts.
Ein 2-tägiger Halt im Parc national de la Mauricie stand nun auf dem Plan. Nach einer kleineren Runde am Vortag, stellten wir uns mal einer neuen Herausforderung. Die Waber Falls, nur per Boot und anschließender Wanderung erreichbar, wollten wir uns unbedingt ansehen. Also mieteten wir uns ein Kanu, paddelten 4,6 km über zwei Becken des Lake Wapizagonke und liefen anschließend noch rund 6 km bis zu den Wasserfällen. Dort angekommen suchten wir uns einen netten Platz direkt unterhalb der Fälle und stärkten uns für die Rücktour.
Beim nächsten Übernachtungsplatz befand sich auf unserer Parzelle glücklicherweise ein Chipmunk(Streifenhörnchen)-Bau. So konnten wir diese kleinen, recht scheuen Nager morgens & abends ganz entspannt aus dem Wohnwagen heraus beobachten. 🙂 Tagsüber besuchten wir umliegende Befestigungsanlagen aus der Zeit französisch-britischer und britisch-amerikanischer Streitigkeiten.
Am Nachmittag bereiteten wir uns dann ein klassisch nordamerikanisches Lagerfeuer-Dessert zu, die sogenannten S’mores. Aufgrund des hiesigen Verbots von offenen Feuern, mussten wir allerdings etwas improvisieren. Dem Ergebnis schadete das allerdings nicht und so genossen wir diese leckere (und vor allem süße) Nascherei in vollen Zügen.
Die letzte Sehenswürdigkeit die wir uns in Québec ansahen, war das Fort du Coteau-du-Lac. Die britische Verteidigungsanlage liegt direkt am St.-Lorenz River, dem Grenzfluss zu den Vereinigten Staaten, und hatte ein eher selten zu sehendes achteckiges Blockhaus.
Wie euch sicher aufgefallen ist, tauchen bisher überwiegend französische Bezeichnung auf. Grund dafür ist die Eigenheit der Provinz Québec. Bis heute wird fast ausschließlich französisch gesprochen und auch Straßenschilder sowie andere Beschriftungen sind in französischer Sprache. Bloß gut, dass Sven ausreichend von seinem Schul-Französisch behalten hat, um Unterhaltungen freundlich ins Englische „umzulenken“.
Angekommen in Ontario, der größten Provinz Kanadas, besuchten wir das Museumsdorf Upper Canada Village. Das Leben in einem typischen Dorf des Jahres 1866 wird hier mit viel Liebe zum Detail und eine Vielzahl von Akteuren dargestellt. Original erhaltenen Maschinen & Werkzeuge, voll funktionstüchtig Wassermühlen verschiedener Gewerke und authentisch eingerichtet Häuser lassen einen ab dem ersten Moment vollständig in diese Zeit eintauchen.
Tags darauf fuhren wir weiter stromaufwärts am Fluss St.-Lorenz entlang und besuchten in Prescott ein britisches Fort von 1838. Viele dieser Wehranlagen wurden in unmittelbarer Ufernähe errichtet, da der St.-Lorenz-River eine bedeutende wirtschaftliche und damit militärische Wasserstraße ist. Sie verbindet die Großen Seen mit dem Atlantik und „entwickelt“ sich vom Fluss zum Strom und dann zu einem Golf.
Jetzt erreichten wir eins der „großen Ziele“ jedes Nordamerika-Reisenden, die Niagara Falls. Und trotz der zahllosen Wasserfälle die wir inzwischen gesehen haben, beeindruckten vor allem die Horseshoe Falls aufgrund ihrer unglaublichen Größe. Unfassbare Wassermaßen stürzen über eine (derzeitig) etwa 790 Meter lange Felskante 57 m in die Tiefe.
Noch weiter süd-westlich besuchten wir das Fort Malden. Hier wurde stündlich das Schießen mit einer Muskete demonstriert. Ohne Kugel natürlich. 😉 Anschließend informierten wir uns in einem kleinen Museum über die sogenannte „Underground Railroad“, ein Fluchthelfer-Netzwerk für Sklaven aus den USA. Der Name kommt daher, dass zur Verschleierung typische Eisenbahn-Begriffe genutzt worden.
So, das sind nun genug Geschichten und Bilder für heute. Bleibt neugierig, denn es gibt noch viel zu erkunden und zu erzählen. 😉
Hallo meine lieben Weltenbummler….
Ich bin so geflasht von euren Erlebnissen, dass ich gar nicht so richtig weiß, wie ich meine Begeisterung zu Papier bzw. niederschreiben soll.
Man fühlt sich mit auf die Reise genommen.
Vielen Dank für die tollen Fotos und die sehr gute Recherche.
Ich wünsche euch und uns, als Blogleser, noch viele schöne Erlebnisse und vor allem euch auch ganz tolle Begegnungen mit wundervollen Menschen dieser Erde.
Ich drücke euch ganz fest!
Bleibt mir vor allem gesund!
Eure Mutsch