16.06. – 10.07.2023
Im vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Süden von Ontario erwarteten uns die kommenden Tage weitere Sehenswürdigkeiten zur Geschichte Kanadas. Die Landesbezeichnung ist übrigens aus der Sprache eines Ureinwohnerstammes abgeleitet. Bei den St.-Lorenz-Irokesen bedeutete „kanata“ Dorf bzw. Siedlung.
Zuerst lag das Oil Museum of Canada in Oil Springs auf unserer Route. Wir erfuhren, dass das derzeitige „Ölzeitalter“ quasi hier seinen Anfang nahm. Die Brüder Tripp nutzen 1854 als Erste das in diesem Gebiet zu Bitumen erstarrte, aufsteigende Rohöl. Sie stellten damit Asphalt her und gründeten die erste ölverarbeitende Firma Nordamerikas. Kurze Zeit später wurde die erste kommerzielle Ölquelle erschlossen, durch Aushebung eines Loches per Hand. Es folgten technische Weiterentwicklungen bis 1866, als der lokale Ölförder-Boom aufgrund der Gegebenheiten zu Ende ging. Das schwarze Gold wird auf dem Areal allerdings bis heute gefördert und das überwiegend mit der Technik von damals.
Am Süd-Ost-Ende der Georgien Bay besuchten wir die Rekonstruktion eines Flottenstützpunkts der Briten aus dem Jahr 1817. Als erstes „enterten“ wir den originalgetreuen Nachbau des bewaffneten Handelsschiffs HMS Tecumseh, bevor wir uns wenig später sogar dessen geborgene Überreste ansehen konnten. Zwischendrin ging es vorbei an rekonstruierten Wohn- & Arbeitsstätten der vielen unterschiedlichen Stützpunktbewohner.
Nachmittags hielten wir in Midland im Saint-Marie-among-the-Hurons. An diesem Ort befand sich von 1639 bis 1649 eine französische Missionsstation zur Bekehrung des hier ansässigen Ureinwohnerstamms der Huronen.
Ein Wandertag im Killarney Provincial Park war nun angesagt. Nach all den Daten & Fakten also einfach nur Natur genießen, Kopf abschalten und dabei aufpassen, dass man nicht über Wurzeln oder Steine stolpert. 😉 Der rote Granit, von der letzten Eiszeit rundgeschliffen, war dabei besonders interessant anzusehen.
Chikanishing Trail – am Ufer der Georgien Bay entlang
Cranberry Bog
Blick über den Killarney Provincial Park
Angekommen am Nordufer des weltgrößten Süßwassersees, dem Lake Superior, verbrachten wir zwei Nächte im Pukaskwa National Park. Wildnis pur erwartete uns bei einer Runde um den Halfway Lake und anschließendem Abstecher auf eine, in den Superior See ragende, Landspitze. Auf dem Campingplatz im Nationalpark hüpften, neben unzähligen Chipmunks (die gibt’s hier echt überall), auch ein paar Schneehasen durchs Unterholz. Deren Sommerfell ist interessanterweise braun, während die Hinterläufe das weiße „Winterkleid“ behalten.
Bereits bei den ersten Planungen am Beginn unserer Kanadatour sahen wir uns mit teils (unfassbaren/unerwarteten) Entfernungen konfrontiert. Doch auf dem Weg in die zentralen Provinzen wurde uns nochmal richtig deutlich vor Augen geführt, dass wir uns im zweitgrößten Land der Erde befinden. Tagelang ging es nur durch Wald, an Seen vorbei und ab & zu durch kleinere Siedlungen.
In Thunder Bay hielten wir am Terry Fox Monument, einem wichtigen Ort der jüngeren kanadischen Geschichte. Im Alter von 19 Jahren verlor er aufgrund einer Krebserkrankung sein rechtes Bein. Daraufhin beschloss er, einmal durchs ganze Land zu laufen (von Ost nach West) um Geld für die Krebsforschung zu sammeln. Im August 1980, nach 143 Tagen und 5373 km (von geplanten rund 8000), musste er allerdings nahe dieser Stelle aufgeben, da die Krankheit wieder zuschlug. Und obwohl er den Lauf leider nie beenden konnte (er starb schon knapp ein Jahr später), machte ihn diese Aktion zum Nationalhelden.
Vor den Toren von Manitobas Hauptstadt Winnipeg besuchten wir den Pelzhandelsposten Lower Fort Garry. Errichtet im Jahr 1832 von der Hudson Bay Company, war dieser das regionale Hauptquartier des Unternehmens und damit einer der wichtigsten Umschlagplätze für nordamerikanische & europäische Waren in Manitoba.
Nächster Halt war im Riding Mountain National Park. Hier wanderten wir an zwei Tagen durch dichten Mischwald und konnten dabei sogar aus der Ferne einen Elch beobachten, wie er in einem See durchs Wasser „stapfte“.
Im Spruce Woods Provincial Park liefen wir über bis zu 30 m hohe Sanddünen und betrachteten den Devil’s Punch Bowl, einen See inmitten der Dünenlandschaft, welcher durch unterirdische Quellen gespeist wird.
Nun erreichten wir die scheinbar grenzenlosen Ebenen der Provinz Saskatchewan und besuchten als erstes die Motherwell Homestead National Historic Site. Mister Motherwell war einer der ersten weißen Siedler in den Weiten dieser Prärie und später sogar Mitglied des ersten Parlaments von Saskatchewan. Die Steine für sein Wohnhaus im italienischen Stil & die Grundmauern der L-förmigen Scheune sammelte er 15 Jahre lang zusammen.
In Regina informierten wir uns über die Royal Canadian Mounted Police, besser bekannt als „Mounties“. Diese weltbekannte Polizeieinheit mit rotem Sakko, Hut und Pferd ist heutzutage, außer zu besonders Anlässen, allerdings nicht mehr im Sattel unterwegs. Eine Tour durch die Trainingsakademie, das Betrachten der täglichen Parade und das informative Museum zur Geschichte & Gegenwart „fesselten“ uns einen ganzen Tag.
Nördlich von Saskatoon besuchten wir die Batoche National Historic Site. An dieser Stelle fand 1885 das letzte Gefecht der Northwest Rebellion statt. Daran beteiligt waren überwiegend Métis, Nachfahren von französischen Siedlern und Ureinwohnern, welche sich nach ihrer Vertreibung aus Manitoba in dieser Region ansiedelten. Im Zuge der weiteren Erschließung des kanadischen Westens wurden sie allerdings auch hier wieder in ihren Rechten beschränkt & ihre Bedenken nicht ernst genommen. Trotz Kommunikation mit der Regierung in Ottawa wurde kein Kompromiss gefunden und so kam es zum bewaffneten Aufstand, welcher jedoch mit eine Niederlage für die Métis endete.
Im Wanuskewin Heritage Park lernten wir viel über die Bedeutung des Bisons für die vielen unterschiedlichen Ureinwohnerstämme der Prärie. Die Lebensweise, Sprache, Traditionen und Lehren waren Teil einer hochinteressanten Ausstellung, gekrönt von einem live aufgeführten „Heiltanz“, dem sogenannten Jingle Dance. Spannend war vor allem die Erläuterung der Jagdmethode, dem sogenannten Bison Jump (Bison Sprung). Dabei wurde eine Bisonherde durch als-Bison-verkleidete Männer angelockt, die Herde mit Hilfe weiterer Stammesmitglieder in eine Massenpanik versetzt und dann einen steilen Abhang „hinuntergetrieben“.
Wir hoffen ihr habt wieder einen guten Eindruck von unseren Erlebnissen bekommen und seid schon wieder aufs nächste Mal gespannt. Bis dahin.