Schweden-Abschluss in voller Bandbreite

Den Süd-Westen von Schweden (am Anfang unserer Reise bewusst ausgelassen) wollten wir nun entdecken. Erster Ausgangspunkt dabei war Trollhättan. Auf dem Weg dahin hielten wir in Brastad an einer weiteren Felsritzung aus der Bronzezeit. Die große Person mit Hammer wird zwar „Schuster“ genannt, vermutlichen handelt es sich dabei jedoch um die Darstellung des Wettergottes.

Am folgenden Tag betrachteten wir bei einer kleinen Wanderrunde im Brobacka Naturreservat verschiedene Formen von Gletschermühlen. Anschließend fuhren wir zur Ruine der Bohus fästning. Einer wichtigen norwegischen Festung direkt am ehemaligen norwegisch-schwedischem Grenzfluss Göta älv. Weiter ging es dann zum nett anzusehenden Torskrogs slott. In Trollhättan selbst erregte noch die im neugotischen Stil erbaute Kirche unser Interesse. Der gegenüberliegende döda fallet des Göta älv wird im Sommer jeden Nachmittag kurz „geflutet“ um Touristen den ursprünglichen Wasserverlauf zu zeigen. Leider hatten wir bei unserem Aufenthalt Pech und bekamen ihn nicht zu sehen. 🙁 Ende August wird das Schauspiel nur noch alle drei bis vier Tage (aktuelle Termine gibt’s immer auf der Stadt-Webseite) geboten.

Am folgenden Tag machten wir einen Ausflug an den Vänern, Schwedens größtem See. Einem kurzen Halt am Barockschloss Läcko slott folgte die Fahrt zum Fischerdorf Spiken und hier holten wir uns geräucherten Lachs in Zitronenpfeffer fürs Mittag. Voller Energie wanderten wir dann auf die 5 km lange Landzunge Hindens rev. Dabei handelt es sich um eine Endmörane der letzte Eiszeit, gut zu erkennen an den nahezu runden Steinen in allen möglichen Größen. An ihrem Ende „verschwindet“ sie im See, setzt sich jedoch unterhalb der Wasseroberfläche als Riff fort und taucht am anderen Ufer wieder auf.

Unser nächstes Ziel war der Store Mosse (Großes Moor) Nationalpark und dessen Vielzahl an Wanderwegen. Ein in der unmittelbaren Nähe gelegener Campingplatz war damit die optimale Wahl. Doch neben der Lage war vor allem das Ambiente traumhaft. Dank Pferdekoppel vor der Wohnwagentür und grasenden Schafen direkt daneben, fühlte es sich an wie ein „Urlaub auf dem Bauernhof“. 😉

Ach…Traumhaft 🙂

Die kommenden Tage wanderten wir verschiedene Runden durch Sumpf-, Niedermoor- & Hochmoorgebiete und dabei auch um den See Kävsjön. Dank aufgestellter Infotafeln (so wie in nahezu jedem schwedischen Nationalparkpark/Naturreservat) erfuhren wir interessante Dinge zu Flora und Fauna dieses geschützten Areals. Hier zum Beispiel, dass ein Hochmoor nur von Niederschlag gespeist wird, während die Pflanzen im Niedermoor ihr Wasser zusätzlich vom Grundwasser beziehen.

Vom nächsten Stellplatz aus spazierten wir in die Stadt Falkenberg. Hier befindet sich eine der wenigen noch erhaltenen Steinbrücken von Schweden, die sogenannte Tullbron. Sie wurde 1756 errichtet und bis Anfang des 19. Jahrhunderts kostete der Übergang für Fußgänger und Pferde noch Wegzoll. Beim Bummel durchs überschaubare Stadtzentrum entdeckten wir neben der architektonisch imposanten Kirche noch eine sehr interessante Skulptur an einer Hausecke.

Die Mittagspause der Verbindungsetappe zum Nationalpark Söderåsen verbrachten wir in Sichtweite des barocken Herrenhauses Skottorps slott. Da dieses aber, wie viele solcher Gebäude im Süden, in Privatbesitz ist, konnten wir es nicht aus der Nähe betrachten.

Zwei interessante und abwechslungsreiche Wanderungen (eine konnten wir sogar direkt vom Campingplatz aus beginnen) absolvierten wir in den kommenden Tagen im Nationalpark. Das Tal entstand bei der Kollision der europäischen mit der afrikanischen Kontinentalplatte und wurde durch die Eiszeiten weiter ausgeformt. Dabei wurden nicht nur die Spitzen der Bergrücken „abgerundet“ und als Geröll im Talgrund hinterlassen, sondern auch die bis dahin steilen Felsklippen brachen teilweise auf. Außerdem konnten wir noch einen über 110 Millionen Jahre alten Vulkan besichtigen. Auch wenn wir den Krater trotz Wald schon gut erahnen konnten, so waren die Basaltsäulen (dieses Gestein entsteht beim Erkalten von Basaltlava) der unumstößliche Beweis für die vergangene vulkanische Aktivität an diesem Ort.

In der Umgebung besuchten wir noch das Hovdala slott. Ein über 500 Jahre altes Herrenhaus, welches aufgrund seiner Grenznähe in den vergangenen Jahrhunderten, mit einem massiven Turm inklusive Burgtor und einem Burggraben erweitert wurde. Im Wald dahinter konnten wir noch die Ruinen der niemals fertiggestellten Bibliothek des letzten Schlossbesitzers betrachten. Nach einem Halt am Trolleholms Slott gönnten wir uns eine Dessertspezialität der südschwedischen Region Skåne. Der Spettkaka (Spießkuchen) wird ähnlich einem Baumkuchen hergestellt und besteht aus Eiern und Zucker sowie Weizen-& Kartoffelmehl. Vom Geschmack erinnert er allerdings stark an Eierplätzchen.

Unser letzter Halt auf einem schwedischen Platz lag direkt bei Helsingborg. Unterwegs „entdeckten“ wir Knutstorps Borg, Geburtsort des Astronomen Tycho Brahe. Einem der bedeutendsten Astronomen, welcher seine Beobachtung noch ohne Fernrohr (das wurde erst 7 Jahre nach seinem Tod erfunden) durchführte. Er arbeitete unter anderem auch mit Johannes Kepler zusammen, welcher nach Brahes Tod dessen Aufzeichnung erhielt und später dann die Keplerschen Gesetze aufstellte.

Dem Zentrum von Helsingborg statten wir am folgenden Tag einen Besuch ab. Der alles überragende Kärnan, Bergfried der ehemaligen Festung, und das Rathaus waren für uns die interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Zum Start in den darauffolgenden Tag machten wir einen 2,3 km langen Spaziergang im Dalby Söderskog, Europas kleinstem Nationalpark. Damit hatten wir tatsächlich auch die gesamten Ausmaße des Parks gesehen. Danach fuhren wir in die Universitätsstadt Lund und besuchten den botanischen Garten und den ältesten Dom Skandinaviens. Leider wurde dieser restauriert und war daher außen fast komplett eingerüstet. Ohne Einschränkungen konnten wir uns dafür das Innere des Bischofssitzes ansehen. Dabei beeindruckte vor allem die astronomischen Uhr und die Krypta. Und Dank unseres Parkplatzes in einem Wohngebiet kamen wir noch mit einem Anwohner ins Gespräch. Dieser war in der Nähe von Dresden sogar mal an einem skandinavisch-deutschen Gemeinschaftsprojekt beteiligt. Den letzten Stopp machten wir noch an der Landskrona citadell. Sie war aufgrund ihrer Lage an einem natürlichen Tiefseehafen eine strategisch wichtige Festung im nordischen Krieg.

Unseren Schwedenaufhalt schlossen wir dann auch mit unserer Lieblingsbeschäftigung ab. Wir wanderten auf dem Kullaberg, einer teils dicht bewaldeten Halbinsel mit Klippen und Grotten. Es fühlte sich wie eine Mischung aus schwedischer und norwegischer Natur an. Ein perfekter Schlusspunkt für diese Etappen der Reise. Am kommenden Tag nahmen wir dann die Fähre von Trelleborg nach Rostock. Nach (fast auf den Tag genau) 4 Monaten sagten wir damit dem hohen Norden „auf Wiedersehen“.

So, das war es damit von der skandinavischen Halbinsel. Die nächsten Ziele haben wir aber schon im Blick. Also seid gespannt. Bis dahin.

3 Gedanken zu “Schweden-Abschluss in voller Bandbreite

  1. Hallo ihr Lieben,
    wieder ein toller, ausführlicher Beitrag. Ich tippe auf euer nächstes Ziel – vielleicht Dänemark.

    Liebe Grüße
    Yvonne

      1. Schade, aber die Niederlande ist auch ein tolles Ziel. Ich bin schon sehr gespannt auf euren nächsten Beitrag.
        Bleibt schön gesund und liebe Grüße.

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