Das „Fjordland“ ruft…

… und Tunnel & Fähren werden zum täglich Begleiter.

Vorher verbrachten wir aber erst mal 3 Tage nacheinander fast ausschließlich hinter dem Steuer. Die „Wespentaille“ Norwegens bot für uns kaum Interessantes und das anhaltende Regenwetter verhinderte zusätzlich die ein oder andere Wanderung in diesem Gebiet.

Am zweiten Tag war es dann soweit. Wir unterschritten wieder den Polarkreis! Kurz darauf passierten wir dann unsere erste norwegische Mautstation. Die funktioniert per Kameraerfassung und bei vorheriger Registrierung des Fahrzeugs samt Nutzer und Hinterlegung der Bankdaten (bei der norwegischen Straßenverwaltungsbehörde) erhält man den Mautchip. Den klebt man in die Windschutzscheibe und alles andere funktioniert automatisch. Kein Warten auf die Rechnung (was bis zu drei Monate dauern kann), kein Aufwand bezüglich Überweisung und das Beste, man erhält 10 – 20% Rabatt auf die Maut-Passagen. 🙂

Ziel am dritten Tag war der Campingplatz in Holm, hier standen wir dann wieder länger als nur eine Nacht 🙂 Direkt nach der Ankunft fuhren wir noch hinüber zur Insel Leka. Sie gilt als geologisches Nationalmonument, da hier Gestein aus dem innersten Erdmantel zu sehen ist. Die unterschiedlichen Farben entstehen bei der Oxidation des Gesteins, in Abhängigkeit der dominanten Mineralienbestandteile. Auf der Rückfahrt trafen wir überraschenderweise mal wieder auf ein Rentier. Doch kurz vorm Campingplatz kam es noch besser. Wir konnten rechts und links der Straße 3 Elche beim Grasen bewundern.

Am nächsten Morgen nahmen wir die erste Fähre (es war Samstag, 8:45 Uhr) und fuhren zur Insel Torget. Unterwegs begegneten uns auch Elche, wobei die ersten beiden vermutlich die vom Vorabend waren. Eine kleine Wanderrunde, bei endlich wieder strahlendem Sonnenschein, am und durch den Berg Torghatten war eine Erholung nach den vorangegangenen Tagen im Auto. Das Loch ist 160m lang, 35m hoch und 20m breit und entstand laut wissenschaftlicher Erklärung wohl durch die Brandung während der Landhebung. Einer Legende zufolge handelt sich dabei allerdings um einen Hut der von einem Pfeil durchbohrte wurde und im Moment des Sonnenaufgangs versteinerte. Auch die Gipfelkette der „7 Schwestern“ (Töchter eines Königs die in diesem Moment am Strand lagen), die Insel Leka und markante Berggipfel im Umland haben darin ihren Ursprung. Die komplette Sage dazu ist aber zu ausführlich um sie in diesem Rahmen erzählen zu können.

Am Abend dieses Tages kam es bezüglich der größten heute vorkommenden Hirschart noch besser als wir es jemals zu träumen gewagt hätten. Gleich 5! Elche grasten, geschätzte 100 Meter vom Wohnwagen entfernt, auf der angrenzenden Wiese. Elche im Vorgarten quasi 😀

Hochinteressant ist es übrigens, nach & bei Regentagen mit dem Auto an den Fjorden entlangzufahren. Dann rauschen nämlich überall an den teils schroffen Felswänden kleine und große Wasserfälle die Berge hinunter und geben so der Landschaft nochmal ein anderes Bild.

Nach einer Zwischenübernachtung ging es weiter in die Nähe von Kristiansund. Unterwegs hielten wir hier kurz und blickten vom ehemaligen Wachturm aus über das beschauliche Städtchen. Erst seit 1994 ist es dank Unterwassertunnel mit dem Festland verbunden. Zum Campingplatz mussten wir aber noch auf die Nachbarinsel. Also ab durch den zweiten Unterseetunnel. 🙂

Nach einem „Zwangsruhetag“, wegen Dauerregen :-(, wanderten wir zu einer Marmor- und Kalksteinhöhle, namens Trollkirka. Der Eingang der Haupthöhle liegt auf einer Höhe von 484 Metern und die zweite Höhle erreichten wir circa 15 m oberhalb davon. Wir stiegen aber erst mal noch weitere 30 Meter hinauf aufs Bergplateau. War beim Start unten am Parkplatz noch alles nebelverhangen, konnten wir nach dem 1 ½ stündigen Aufstieg nun glücklicherweise einen Blick ins Tal werfen. Wieder am Eingang der oberen Höhle angekommen, stiegen wir über eine Leiter hinunter in diese. Dank der Regenfälle der letzten Tage rauschte hier eine ganze Menge Wasser, mit ordentlich Getöse, aus der kleinen Felsspalte. Angekommen am Eingang zur unteren Höhle, machten wir uns daran, uns die 70 m bis zum Wasserfall mit Hilfe von Taschenlampen zu „erleuchten“. Normalerweise kam man die Hauptkammer der Höhle auch betreten. Leider stand sie aber gut einen halben Meter unter Wasser, Regen sei Dank. 🙁

Dank zweier Fähr-Passagen, unzähliger Tunnel und dem Blick auf das Hurtigrutenschiff Nordlys im Storfjord kam auf der Fahrt zum nächsten Stellplatz keine Langeweile auf. Dieser lag direkt an Europas tiefsten Binnensee (514 Meter), dem Hornindalsvatnet.

Ein weiteres Beispiel für die Kraft der Erosion konnten wir beim Ausflug zum Kannesteinen „begutachten“. Fahrspaß kam anschließend noch dank vieler Serpentinen und kaum Verkehr auf dem Weg zur Nordspitze der Insel Vågsøy auf.

Am folgenden Tag hatte mein Liebling, Britt, Geburtstag. Das bedeutet also, ein Verwöhn- & Ruhetag war angesagt. Zum Frühstück gab es dementsprechend Eierkuchen mit Schokoladenaufstrich & Banane und zum Mittag dann Eier in Senfsoße. 😛

Lecker – Frühstück im Bett 🙂

Auf der Etappe zum nächsten Übernachtungsplatz durchquerten wir, neben vielen anderen mehr oder weniger langen Tunneln, auch den 6,39 km langen Fjaerdalstunnelen. Er „unterläuft“ dabei den Jostedalsbreen, den größten Gletscher auf dem europäischen Festland. Und kurz hinter der Tunnelausfahrt konnte man einen seiner Ausläufer ganz einfach aus der Nähe betrachten, den Bøyabreen. Wirklich beeindruckend diese blaue Wand am Berg liegen zu sehen. Schockierend allerdings, dass vor etwas mehr als hundert Jahren die Gletscherzunge noch bis ins Tal reichte.

Wenige Kilometer nördlich des Sognefjord, mit 204 km der längste der Erde, „gastierten“ wir nun für einige Tage. Zuerst ging es mit der Fähre auf dessen Südseite und direkt zur Stabkirche von Borgund. Aufgrund ihres hervorragenden Erhaltungszustandes, trotz eines Alters von mehr als 900 Jahren, dient sie als handwerkstechnisches Vorbild bei Restaurierungen anderer Stabkirchen. Anschließend wartete ein weiteres bautechnisches Highlight auf uns. Wir fuhren durch den im Jahre 2000 eröffneten Lærdalstunnelen. Mit 24,5 km ist er der längste Straßentunnel der Welt und nach knapp 18 ½ Minuten Tunnelfahrt ist der Spaß auch schon vorbei. 🙂 Um eine Ermüdung bei dieser langen Strecke zu verhindern, verläuft die Fahrbahn immer in leichten, großen Kurven und drei hallenartig, angelegte Halte-/Wendeplätze sind blau & gelb beleuchtet. Uns hat die Durchfahrt auf jeden Fall viel Spaß gemacht und sie war kurzweiliger als erwartet. Nach Zwischenstopp am Ausblick ins Nærøydalen, fuhren wir die nationale Touristenstraße Aurlandsfjellet zurück. Hierbei eröffnete sich an einem eigens dafür errichteten Aussichtspunkt ein fantastischer Blick von oben in den Aurlandsfjord.

Entlang des Lustrafjord, ein Seitenarm des Sognefjord, besuchten wir am nächsten Tag weitere interessante Orte. Zuerst machten wir einen Abstecher zum Bergsetbreen, dem steilsten Ausläufer des Jostedal-Gletschers. Es folgte der Blick auf den 250 m frei fallenden Feigefossen, den zweithöchsten unregulierten Wasserfall Norwegens. In Luster betrachteten wir die kleine gotische Kirche Dale kyrkje, bevor wir nach Ornes aufbrauchen. Hier steht die älteste Stabkirche von Norwegen erbaut zwischen 1130 und 1150. Einiges jünger dagegen ist die im 17. Jahrhundert errichtete Gaupne gamle kyrkje.

Auf unserer to-do-Liste für diese Region stand jetzt noch eine Wanderung im Utladalen, am Rande der Gebirgswelt von Jotunheimen, das Reich der Riesen. Ziel war der Vettisfossen, Norwegens und Nordeuropas höchster, unregulierter Wasserfall, mit 275 Meter freiem Fall. Auf dem Weg dahin kamen wir nicht nur an drei weiteren Fällen vorbei, sondern konnten an den umliegenden Berghängen noch andere Wasserfälle beobachten.

Das war es erst mal wieder von der beeindruckenden Natur und Baukunst Norwegens. Bis demnächst. 🙂

2 Gedanken zu “Das „Fjordland“ ruft…

  1. Immer wieder beeindruckend !!!
    Eure Fotos und Berichte, die Landschaft, eure Erlebnisse. Man sitzt gebannt vor dem Bildschirm.

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